Penicillinallergie

Penicillinallergie wird bei etwa 10% der Menschen im Laufe des Lebens diagnostiziert. Aber nur in etwa wiederum 1/10 davon lässt sich eine Sensibilisierung nachweisen, so dass doch keine Allergie besteht.
Denn in den meisten Fällen wurde diese Diagnose einfach gestellt, weil nach Gabe eines Amino-Penicillins während eines Virusinfektes, meist in der Kindheit, ein Arzneimittelexanthem aufgetreten war, das eben nicht Ausdruck einer Allergie ist. Diese Menschen fürchten fortan die Einnahme von Penicillin und seinen Abkömmlingen – nicht zu unrecht, denn im Falle einer Anaphylaxie bei Penicillingabe beträgt das Risiko eines tödlichen Verlaufs 5-10%.

Damit entfällt aber eine Reihe von Erste-Wahl-Antibiotika bei Atemwegs- und anderen Infekten. Man weicht dann lebenslang auf andere, riskante, schlecht wirksame oder Reserve-Antibiotika aus. Dies schädigt den Körper und schafft resistente Problemkeime. Sicher eine Pseudoallergie auszuschließen, wo die Diagnose aber einmal leichtfertig gestellt wurde, ist für die Zukunft des Betroffenen und auch die der Allgemeinheit wichtig. Wir führen diese selten angebotene Ausschluss-Analyse durch.

Dtsch Arztebl 2018; 115(24): [20]; DOI: 10.3238/PersPneumo.2018.06.15.005 Sachs, Bernhardt; Grüger, Thomas; Pantke, Ellen