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Doc’s Corner

In einer Praxis operieren lassen oder in einem Krankenhaus?

Krankenhäuser sind doch bestimmt kompetenter als Praxen! Krankenhausärzte sind doch sicher fachlich besser als niedergelassene Ärzte! Ja, sie stehen in der Ärzte-Hierarchie bestimmt irgendwie über dem „einfachen“ Bloß-Praxis-Arzt!

Ich bin nicht dieser Ansicht! Man kann das gut, was man regelmäßig tut. Zunächst einmal war jeder niedergelassene Arzt einmal jahrelang in mindestens einer Klinik, ist geprüfter Facharzt, war häufig vor der Niederlassung Oberarzt.

Ein niedergelassener HNO-Arzt behandelt Infekte, Cerumen, Gehörgangsentzündung jeden Tag vielfach, ein Klinikarzt sporadisch. Tinnitus und Gleichgewichtsstörungen kommen in Kliniken so gut wie gar nicht vor, in der Praxis ständig. Wer aus der Klinik kommt und sich in einer Praxis niederlässt, fängt in der Regel bei Null an, Kontakt mit dem Thema Innenohrerkrankungen zu haben. Entsprechend stehen moderne technische Möglichkeiten zur Innenohr-Diagnostik in kaum einer Klinik zur Verfügung. Die vermeintlich „kleinen“, aber häufigen Operationen, wie z.B. Polypen (Adenotomie) beim Kind, Gaumenmandelverkleinerung (Tonsillotomie), Nasenscheidewandkorrektur, kommen in Kliniken viel seltener vor als in OP-Einheiten des niedergelassenen Bereichs. Und wenn einmal wieder so eine OP in einer Klinik vorkommt, dann wird sie als „Anfänger-Eingriff“ eingestuft, denn mit irgend etwas müssen die AiP´ler und jungen Assistenten ja anfangen – und eine ganze Reihe junger Assistenten bekommt mal eine zum Lernen ab, oftmals dann alleine nach dem Prinzip „Learning by doing“.

Aber gerade Operationen brauchen Erfahrung! Davon hat man erst überraschend spät einigermaßen genug. Ich habe den Verdacht, dass man nie auslernt. Dies ist eine Spezialität des Arzt-Berufes: Man wird erst besser, je erfahrener und älter man wird. Und wo sind die erfahrenen Fachärzte? Niedergelassen in den Praxen! Mit eigenem OP oder als Belegarzt, oder auch konservativ tätig!
Dazu kommt, dass die Oberärzte in den Kliniken Karriere machen wollen und mehr an ihrem Networking und ihren Veröffentlichungen interessiert sind als am Nutzen ihres Handeln für die Patienten. (Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.)

Gegen Praxisärzte lässt sich einwänden, dass sie unter krimineller Untervergütung leiden, Innovationsstau an der Tagesordnung ist, und mit atemloser Not irgendwie Umsatz gemacht werden muss. Denn einer seit Jahrzehnten massiv gesunkenen Vergütung steht eine kontinuierliche bis explosive Kostensteigerung in allen Bereichen gegenüber. Da muss an Material, Methode, Zeit und Anspruch gespart werden. Natürlich ist diese meine Äußerung politisch unbequem und jeder Offizielle wird dies heftig bestreiten, doch insgeheim weiß jeder Kollege, dass es stimmt.
Aber Kliniken sind auch nicht besser. Die Geschäftsführungen diktieren aus wirtschaftlichen Erwägungen, was zu verwenden und woran zu sparen ist, welche Operationen zu pushen sind. Da läuft nur selten etwas nach Gewissensentscheidung ab. Die Politik unterstützt dies nach Kräften, indem grotesk falsche „Qualitätskriterien“ definiert werden nach dem Motto: „Nur die Klinik, die mindestens 50 Hüftprothesen pro Jahr einbaut, kann qualitativ gut sein. Die anderen bekommen das nicht mehr vergütet.“ Die Folge ist, dass jeder eine neue Hüfte bekommt, der nicht bei 3 auf dem Baum ist, und zwar in jeder Klinik, denn jede will etwas von diesem reichhaltigen Kuchen abhaben. Mit Qualität hat das nichts zu tun. Aber mit überflüssigen Operationen und explodierenden Kosten im Gesundheitswesen.

Lassen wir diese grausamen, finanziell geprägten Kritikpunkte beiseite, so bleibt das Argument der Erfahrung, das bei den häufigeren Basisprozeduren eindeutig für die niedergelassenen Ärzte spricht.

Der wesentlichste Vorteil des Praxisarztes als Operateur ist aber der Folgende: In der Praxis betreue ich meinen Patienten schon vor der Entscheidung zur OP, ringe mit ihm um den richtigen Weg, kenne ihn gut, habe mir sehr gut überlegt, was zu tun ist, beleuchte jeden Tag Indikationen von allen Seiten (kein Klinikarzt kann oder will bei seiner kurzen, schon dafür terminierten und dort wirtschaftlich eindeutig erwünschten OP-Vorbesprechung intensiv oder gar kritisch über die OP-Indikation nachdenken) – ich führe die OP durch, dabei ist das deutlich fühlbar MEIN Patient, der MIR persönlich vertraut, wobei vom Ausgang der OP MEIN persönlicher Ruf und MEINE Zukunft abhängt (irgendein Klinikarzt würde operieren, für den der Patient nur ein weiterer Fall ist. Wenn etwas schief geht, ist das eben Schicksal, wird von der großen schützenden Klinik gedeckt, und ist wahrscheinlich sowieso Schuld des Patienten, der wieder irgendeiner Anweisung nicht gefolgt ist). Nach der OP mache ich auch die gesamte Nachsorge, leide selber darunter, wenn der Patient nicht zufrieden ist, etwas nicht gut wird; alles fällt auf mich selbst zurück, und ich habe ein maximales Interesse, vor allem aber auch die Chance dazu, aus dem Verlauf NACH der OP zu lernen, besser zu werden. (Der Klinikarzt glaubt, er sei ein super Operateur, wenige Tage dort wird der Patient aber von einem anderen Stationsarzt betreut, den das Ganze persönlich nicht interessiert, und keiner verfolgt den weiteren Verlauf, keiner dort erlebt das Endergebnis, keiner dort hat ausreichend Gelegenheit, aus seinen Fehlern zu lernen).

Ausdrücklich ergänze ich, dass bei seltenen, speziellen Eingriffen natürlich Ärzte in meist klinischen Zentren diejenigen mit der meisten Erfahrung sind, nicht die Niedergelassenen, die so etwas, wenn überhaupt, höchstens vereinzelt sehen.

Es hängt also von der Prozedur ab, wo man am besten aufgehoben ist.